Daniel Roggenland hat Weltmeisterschaft und Coolangatta im Blick
Harsewinkel (rob). Wenn Daniel Roggenland, Leistungssportler in den gängigen Lebensretterdisziplinen, auf seinen Trainingsplan schaut, weiß er derzeit manchmal nicht, was er zuerst und zuletzt trainieren soll. Der Harsewinkeler ist Spezialist für Paddel- und Schwimmdisziplinen aller Art und übt bis zu 12 Einheiten mit 25 Stunden Umfang in der Woche. Demnächst steht die Weltmeisterschaft im Life-Saving an, für die sich der 18-jährige Azubi am vergangenen Wochenende in Warendorf qualifiziert hat. Einige EM-Titel hat er schon, jetzt hat ihn die Bundestrainerin Susanne Ehling für zwei Material-Disziplinen und den Oceanman im Freigewässer, sowie für die 200 m Hindernisschwimmen (im Bad) ins Nationalteam berufen.
„Nächsten Donnerstag geht der Flieger“, sagt Daniel Roggenland. Es wird ein sechswöchiger Aufenthalt für ihn auf dem fünften Kontinent. Die WM in Adelaide/Australien ist für „Rogge“ nämlich derzeit nur die halbe Zielvorgabe. Vor einigen Wochen hat sein Trainer Dirk Brockmeyer einen neuen Kombinationswettkampf ausgemacht, der ideal auf den 1,90-m-Mann zugeschnitten scheint. Dabei handelt es sich um einen Kombinationswettkampf bestehend aus Surfski/Kajak, Rettungsbrett, Schwimmen und Laufen. „Ein Kombi-Wettkampf ähnlich wie Triathlon“, erzählt Dirk Brockmeyer, der bis vor zehn Jahren selbst dem Dreikampf verschrieben war. Und mindestens genauso populär. „Im Zieleinlauf stehen 40.000 Menschen auf den Tribünen“, erzählt Daniel Roggenland von der Begeisterung der Australier für seinen Sport.
Der hierzulande „neue“ Kombi-Wettkampf ist ausgeschrieben als Langdistanz-Weltmeisterschaften im Rettungssport und heißt „Coolangatta Gold“. Er wird seit 1984 zwischen Coolangatta und Surfers Paradise in der Nähe von Brisbane an der so genannten „Goldküste“ ausgetragen. „Das was Hawaii für die Triathleten ist, das ist die Coolangatta Gold für die Rettungssportler“, charakterisiert Dirk Brockmeyer das Event. Die eingeladenen Athleten legen normalerweise die Marathondistanz (42,2 Kilometer) zurück. In der U19-Klasse, in der Daniel Roggenland startet, sind es 30 Kilometer. Die setzen sich zusammen aus 14 km Surfski/Kajak paddeln, 1,6 km laufen am Sandstrand, 5,1 km Rettungsbrett paddeln, 2 km Meeresschwimmen und 6,6 km laufen wieder am Sandstrand bis ins Ziel. Zweimal hat Roggenland die Gesamtdistanz im Training testweise zurückgelegt, mit Start in der Harsewinkeler Ems und Ziel am Freibad. Seine Bestmarke liegt jetzt bei 3:14 Stunden.
Roggenland wäre der erst dritte Deutsche, der an diesem Wettkampf teilnimmt. Und seine Platzierungs-Chancen stehen gut: Im Paddeln ist Roggenland eine Klasse für sich. Im Schwimmen liegt der 18-Jährige im Wasser wie ein „Albatros“, die Frage ist nur, ob er mit der Länge von 2.000 m gut zurecht kommt. Und Laufen? Roggenland hat eine 5-km-Bestzeit von 18 Minuten, aber die ist zwei Jahre alt und wahrscheinlich nicht mehr aktuell.
Den Flug und die Anreise muss Daniel Roggenland selbst zahlen und hält deshalb Ausschau nach Sponsoren. Lediglich das Startgeld (290 australische Dollar) und die Unterkunft vor Ort, das örtliche Training sowie die Bereitstellung des Wettkampfmaterials übernimmt das Team Wetiz-Europe von Thomas Zachert, das ihn nominiert hat. Vier Wochen angesparter Jahresurlaub gehen drauf für die beiden Wettkämpfe. Weil die Livesaving-WM nur wenige Tage später an gleicher Stelle stattfindet, kam ihm sein Arbeitgeber Claas entgegen und räumte dem Azubi nochmal 14 Tage unbezahlten Urlaub ein. Einen Athleten zu fördern sei auch eine gute Werbung fürs Unternehmen, heisst es beim Landmaschinenhersteller. „Es hätte wenig Sinn gemacht innerhalb von zwei Wochen zweimal von und nach Australien zurückfliegen, außerdem passen seine Leistungsvorgaben im Betrieb“, erklärte sein Ausbilder Klaus Ströer die (eher seltene) Ausnahme.
Derweil will Trainer Brockmeyer die Begeisterung für die „Coolangatta Gold“ in Harsewinkel pushen. „Wir planen für alle Fans nun für den Wettkampftag, 14. Oktober, eine Internetübertragung auf einer Großleinwand, möglichst live“, sagt Trainer Dirk Brockmeyer. Das Harsewinkeler Heimathaus hat Brockmeyer vorsorglich dafür schon mal angemietet.
Meisterschaftserfolge von Daniel Roggenland
Junioren-Europameister Einzel: Board Race 2012 in Jönköpping, Schweden
Junioren-Europameister Staffel: Retten mit Seil 2011 in Kopenhagen, Dänemark
Junioren-Europameister Staffel: Retten mit Board 2010 in Lüttich und Oostende, Belgien
Vize-Junioren Europameister Einzel: Board Race 2011 in Kopenhagen, Dänemark
hinzu kommen noch weitere Silber und Bronze Medaillen bei Junioren-Europameisterschaften mit der Staffel. Hinzu kommen nationale Titel im Freigewässer und Pool.